Warum die gewollte Gewichtszunahme beim Feeding-Fetisch keine Essstörung und auch keine andere psychische Störung ist
Voraussetzungen:
- Absichtlich sehr viel essen, um stark zuzunehmen, weil man übergewichtige, runde Körper als besonders attraktiv empfindet.
- Sexuelle Erregung durch die Gewichtszunahme und den üppigen Körper.
- Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken, aber Inkaufnahme dieser Risiken, weil der Körper in dieser Form von der Person als schön und erfüllend empfunden wird.
Wenn jemand absichtlich viel isst, um übergewichtig zu werden, weil er das aus ästhetischen oder erotischen Gründen will, und dabei keinen Leidensdruck empfindet, sich körperlich und psychisch im Gleichgewicht fühlt, und das Verhalten nicht zwanghaft oder selbstschädigend ist, dann wird man normalerweise nicht von einer Essstörung sprechen.
Essstörungen wie Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder die Binge-Eating-Störung beinhalten oft eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers und/oder einen schwierigen Umgang mit dem Essverhalten. Sie sind in der Regel mit Leidensdruck, Angst und Kontrollverlust verbunden.
Die absichtliche Gewichtszunahme fällt eher in folgende Bereiche:
- Body Modification / Body Identity
- Fetisch / Sexualpräferenz
- Feederism / Gainer-Szene
Also eine bewusste und gewollte Veränderung des Körpers aus nicht-medizinischen, oft sexuellen oder ästhetischen Gründen. Das ist nicht pathologisch, solange:
- die Person das Verhalten freiwillig wählt
- gesundheitlichen Folgen nicht ignoriert werden
- kein Kontrollverlust oder Zwang besteht
- kein starker Leidensdruck vorliegt
Insgesamt würde dieses Verhalten nicht als Essstörung im klassischen medizinischen Sinn bezeichnet werden, da der Leidensdruck fehlt und es keine gestörte Wahrnehmung des Körpers gibt. Vielmehr handelt es sich um eine bewusste körperliche Präferenz und eine sexuelle Neigung.
Könnte man die sexuelle Vorliebe für stark übergewichtige Menschen und für die gezielte Gewichtszunahme als eine Form von gestörter Sexualität bezeichnen?
Nein, die sexuelle Vorliebe für übergewichtige Menschen oder für Gewichtszunahme ist nicht automatisch eine "gestörte" Sexualität. Sie fällt unter den Bereich sexueller Neigungen, Fetische oder Paraphilien, die zwar nicht der allgemeinen gesellschaftlichen Norm entsprechen, aber nicht pathologisch sind, sofern:
- sie einvernehmlich ausgelebt werden
- sie nicht zwanghaft sind
- man sich der gesundheitlichen Risiken bewusst ist
- die betroffenen Personen nicht darunter leiden
Wenn also jemand sagt:
Ich stehe auf dicke Körper. Ich finde es schön, wenn ich oder mein Partner zunehmen. Das erregt mich, das gibt mir ein gutes Gefühl.
… dann ist das keine gestörte Sexualität, sondern eine Form von Paraphilie ohne Krankheitswert – vergleichbar mit BDSM, Fußfetisch, etc.
Fazit:
Die sexuelle Vorliebe für stark übergewichtige Menschen oder dafür, dass diese an Gewicht zulegen ist:
- ungewöhnlich, aber nicht krankhaft
- Teil der menschlichen Vielfalt von Sexualität
- nur dann behandlungsbedürftig, wenn sie mit Zwang, Leid oder Selbstschädigung einhergeht